Arztbewertungen & Zeugnisse: So schreiben Sie eine Beurteilung
Tipps und Tricks mit Muster für gute Arzt-Zeugnisse
Wie schreibe ich ein ärztliches Zeugnis?
Ein Zeugnis für Ärzte sollte bestimmte Inhalte enthalten und vom Aufbau her einige Aspekte berücksichtigen:
Inhalt Arztzeugnis
- Führungsverhalten & Mitarbeiterführung
- Initiative, Entscheidungsfreudigkeit & Mut
- Sachkenntnis, Kompetenz, Intelligenz
- Verantwortung
- Zuverlässigkeit & Verlässlichkeit
- Lernwilligkeit & Fähigkeit zur Fortbildung
- Durchsetzungsvermögen & Selbstständigkeit
- Belastbarkeit & Resilienz
- Kommunikationsfähigkeit & Interaktion
- motivierende Verhaltensweisen & Überzeugungskraft
- Verantwortungsbewusstsein
- Umgang mit Kollegen, Kontaktpflege & Kooperation mit anderen
Aufbau Arztzeugnis
- Überschrift
- Einleitung
- Angaben zur Person (Name, Akademischer Grad, Tätigkeitsbezeichnung, Dauer des Arbeitsverhältnisses)
- Beschreibung des Arbeitsplatzes (Befristung, Teilzeitstelle, Einsatzort im Krankenhaus bzw. auf der Station)
- Auflistung des Aufgabengebietes des Arztes
- Beurteilung der Arbeitsleistung und des Erfolges
- Erwähnung der durchgeführten Fort- bzw. Weiterbildungen
- Beurteilung des Sozialverhaltens
- Gesamtbeurteilung
- Schlussabsatz (Grund des Ausscheidens)
- Dank & Wünsche für die Zukunft (Schlussformel umstritten, Details siehe Marburger Bund Zeugnisbewertung)
- Unterschrift(en)
Rechtliche Rahmenenbedigungen
Jeder Arbeitnehmer hat nach Ende seines Arbeitsverhältnisses Anspruch auf die Erteilung eines schriftlichen Arbeitszeugnisses. So sehen es Gewerbeordnung und Bürgergliches Gesetzbuch vor (§ 109 GewO, § 630 BGB). Dabei ist nicht vorgegeben, ob im Zeugnis nur Art und Dauer der Beschäftigung (einfaches Zeugnis) oder zusätzlich Angaben zu Leistung und Verhalten (qualifiziertes Zeugnis) enthalten sind, Das kann jeder Arbeitsnehmer selbst entscheiden. Üblicherweise werden allerdings im Alltag qualifizierte Zeugnisses gewünscht, weil gerade die Informationen zu individueller Leistung und zum Verhalten des Angestellten ja wichtige Informationen für weitere Arbeitgeber sind. Mehr zum Thema Zwischenzeugnisse, Fristen und Inhalte für Arztbewertungen nennt das Ärzteblatt im Artikel „Arbeitszeugnis-das beste kommt zum Schluss“.
Die Weiterbildungsordnungen der einzelnen Bundesländer verlangen für ein Weiterbildungszeugnis, dass bestimmte Inhalte erwähnt und bewertet werden. Vorgaben sind z.B. in § 9 „Erteilung von Zeugnissen“ in der Weiterbildungsordnung der Bayerischen Landesärztekammer definiert:
- Darlegen der erworbenen Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten
- Stellung beziehen zur Frage der fachlichen Eignung
- Berücksichtigung der Weiterbildungsordnung
- Nachweis der darin vorgeschriebenen ärztlichen Leistungen (z. B. Operationen)
Ist ein Arbeitnehmer mit dem Inhalt des Zeugnisses unzufrieden, kann er eine Zeugnisberichtigung verlangen. Hier gibt es inzwischen einige Urteile (z.B. Bundesarbeitsgericht aus 2014; 9 AZR 584/13) die für Schlussbeurteilungen „befriedigend“ die Beweispflicht beim Arbeitnehmer sehen, bessere Leistungen nachzuweisen. Das dürfte oft schwer sein,
Gute Arztbewertungen richtig schreiben
Wortwahl und Formulierungen im Weiterbildungszeugnis
Es gibt besondere Konventionen für die Zeugnissprache für ärztliche Beurteilungen. Viele Arbeitgeber nutzen definierte Formulierungen, um eine Bewertung in Form eine versteckten Notenskala in die Arztbewertungen zu integrieren. Beispielhaft können folgende Formulierungen bedeuten:
Dabei kommt es vor allem auf die beiden Bereiche „Leistungsbeurteilung“ und „Bewertung des Sozialverhaltens“ an. Immer wieder versuchen Vorgesetzte, zwischen den Zeilen Eigenschaften mitzugeben. Da grundsätzlich ein Zeugnis keinen genauen Inhaltszwang hat, können Nebensächlichkeiten aufgebläht werden.
Grundsätzlich gilt in der Zeugnissprache für Arztbewertungen und Weiterbildungszeugnisse ein Notensystem wie in der Schule. Dies wird durch die Verwendung unterschiedlicher Steigerungen definiert:
Muster für Leistungsbeurteilung Arzt-Zeugnis
- Sehr gut: Stets zu unserer vollsten Zufriedenheit
- Sehr gut bis gut: Stets zu unserer vollen Zufriedenheit
- Gut: Zu unserer vollsten Zufriedenheit („stets“ fehlt!)
- Befriedigend: Zu unserer vollen Zufriedenheit
- Ausreichend: Zu unserer Zufriedenheit („stets“ und „voll“ fehlt!)
- Mangelhaft: Im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit
- Ungenügend: Er/Sie hat sich bemüht, die ihm/ihr übertragenen Aufgaben zu unserer Zufriedenheit zu erledigen
Tipps für Formulierungen zum Sozialverhalten im Weiterbildungszeugnis
Hier gilt es, beobachtetes Verhalten in den Kontext einer Beurteilungsskala zu integrieren. Das kann (je nach individuellem Sachverhalt) z.B. wie unten skizziert erfolgen:
- Sehr gut: Im Umgang mit Vorgesetzten und Mitarbeitern war er/sie stets zuvorkommend, freundlich und korrekt (ein in jeder Hinsicht angenehmer Mitarbeiter); Formulierung z.B. „er wurde wegen seines freundlichen Wesens und seiner kollegialen Haltung bei Vorgesetzten und Mitarbeitern sehr geschätzt“
- Gut: Im Umgang mit Vorgesetzten und Mitarbeitern war er/sie stets freundlich und korrekt (ein freundlicher und korrekter Mitarbeiter); Formulierung z.B. „sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Mitarbeitern war einwandfrei“
- Befriedigend: Im Umgang mit Vorgesetzten und Mitarbeitern war er/sie korrekt (korrekter, aber nicht beliebter Mitarbeiter); Formulierung z.B. „seine Zusammenarbeit mit Kollegen und Mitarbeitern war gut“
- Ausreichend: Das Verhalten war ohne Tadel (hier zeigt sich eine klare Abwertung durch Auslassen); Formulierung z.B. „sein persönliches Verhalten war insgesamt einwandfrei“
- Mangelhaft: Durch seine Geselligkeit trug er zur Verbesserung des Betriebsklimas bei (Hinweis auf starke private Initiative; evtl. sogra = unangemessenen Alkoholkonsum); Formulierung z.B. „er war stets um ein gutes Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten bemüht“
- Ungenügend: Formulierung z.B. „er hatte zu seinen Mitarbeitern ein weit besseres Verhältnis als zu seinen Vorgesetzten“
Beispiele für Bewertungs-Formulierungen (Notenskalen)
Note „Sehr Gut“
- seine Leistungen haben in jeder Hinsicht unsere vollste Anerkennung gefunden
- erledigte seine Aufgaben stets selbstständig mit äußerster Sorgfalt und Genauigkeit
- erledigte zugeteilte Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit
- er war stets sehr hilfsbereit
- war im höchsten Maße zuverlässig
- arbeitete stets zuverlässig und genau
- erzielte herausragende Arbeitsergebnisse
- zeigte außergewöhnliches Engagement
- stets hoch motiviert
Note „Gut“
- wir waren mit seinen Leistungen immer sehr zufrieden · er hat unseren Erwartungen in jeder Hinsicht und bester Weise entsprochen
- arbeitete stets zuverlässig und gewissenhaft
- hatte neue Ideen
- neue Arbeitssituationen erfolgreich meisterte
- über umfassende Fachkenntnisse
- die zugeteilten Aufgaben stets zur vollen Zufriedenheit
- erledigte Aufgaben stets selbstständig mit großer Sorgfalt und Genauigkeit
- zeigte stets überdurchschnittliche Arbeitsqualität
- zeigte stets Initiative, Fleiß und Ehrgeiz
- engagierter Mitarbeiter
- sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Mitarbeitern war einwandfrei
- er war hilfsbereit
- Vorgesetzte und Kollegen schätzten ihn als kooperativen Mitarbeiter
- Verhältnis zu Vorgesetzten, Mitarbeitern und Patienten war einwandfrei
- er überzeugte seine Mitarbeiter und förderte die Zusammenarbeit. Er informierte sein Team, regte Weiterbildung an und delegierte Aufgaben und Verantwortung und erreichte so ein hohes Abteilungsergebnis
Note „Befriedigend“
- er hat unseren Erwartungen in jeder Hinsicht entsprochen
- war verantwortungsbewusst
- führte zugeteilte Arbeiten systematisch aus
- Arbeitsqualität war überdurchschnittlich
- er führte seine Mitarbeiter zielbewusst zu überdurchschnittlichen Leistungen
- arbeitete gewissenhaft und zuverlässig
- hat Aufgaben stets zu unserer Zufriedenheit erledigt
- zeigte Engagement und Initiative
- stets sorgfältig und genau
- über solide Fachkenntnisse
- in neuen Situationen zurechtfand
- vereinbarten Ziele erreichte
- seine Zusammenarbeit mit Vorgesetzten und Mitarbeitern war gut
- das Verhalten zu Mitarbeitern und Vorgesetzten war vorbildlich
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In 3 Schritten zum Arztzeugnis: So klappt es auch für Sie:
Schritt 1: Beobachtetes Verhalten notieren
Schritt 2: Verhalten in Notenskala definieren
Schritt 3: Fokussierung der Beschreibungen auf wichtige Aspekte
Weitere Informationen zur Ausstellung von Arztzeugnissen
Die Landesärztekammer Baden Württemberg hat wichtige Tipps und Tricks zur Zeignisausstellung als pdf zum Download veröffentlicht. Dort finden Sie unter anderem nähere Informationen zu Pflichten, Grundsätzen, Gliederung, Aufbau und Inhalt sowie Bewertungsschemata und Geheimcodes. Auch Fragen zu Rechtsschutz und Haftung werden thematisiert.
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Dr. med. Fabian Stehle
Arzt, Ernährungsmediziner, Gesundheitsökonom
Zert. black belt Projektmanager (Institute for lean-six-sigma)
